Soziale und gesundheitliche Situation der Frauen und Mädchen
Der Ort Talek liegt im Naturreservat Masai Mara und hat eine offizielle Einwohnerzahl von 1500 Menschen. Die inoffizielle Einwohnerzahl des Ortes samt den umliegenden Ortschaften ist um das Dreifache höher. Im Ort gibt es eine 7 Jahre alte Schule in der 500 Mädchen und 1200 Jungen aus Talek und der Umgebung unterrichtet werden.
Ein großer Anteil der Mädchen aus Talek geht nicht zur Schule. In den kinderreichen, oft polygamen Familien übernehmen die Mädchen früh die Hausarbeiten und Pflege ihrer jüngeren Geschwister; außerdem fehlt das Geld für die Schulausstattung.
Die Situation der Mädchen und jungen Frauen in der Masai Mara ist sehr schwierig. Aufklärung über die Menstruation, Sexualität, Schwangerschaft und sexuell übertragbare Krankheiten findet in der Familie gar nicht du in den Schulen nur unzureichend statt. Hinzu kommt eine traditionelle rückwärtsgewandte Weltansicht, die den Frauen allein die Rolle der Mutter und Ehefrau vorsieht.
Mit Beginn der Pubertät erschwert sich die Situation erheblich. Schulmädchen gehen tagelang nicht in die Schule, weil Familien das Geld für die monatlichen Hygieneartikel fehlt. Die Mädchen gehen sexuelle Verbindungen mit Männern ein, die die Kosten für die monatlichen Hygieneartikeln übernehmen können.
Daraus entstehen unerwünschte Frühschwangerschaften – neben dem Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten. Die wenigsten von Ihnen könne die Schule später wiederaufnehmen oder können in ihrer Familie bleiben.
Viele von ihnen werden an einen älteren verheirateten Mann verheiratet als zweit-, dritt-, oder vierte Ehefrau. Der Stand dieser jungen Mütter in der neuen Familie mit einem fremden Kind ist ausgesprochen schwer.
Die Anzahl der unerwünschten früh- und sehr frühen Schwangerschaften in Talek und der Umgebung liegt bei 100 pro Jahr!
Ziel
Social-bag.com e.V. möchte früh in die Entstehung des Problems eingreifen. Wir wollen die Mädchen befähigen, so lange wie möglich zur Schule zu gehen oder in ihrer Ursprungsfamilie zu bleiben, ohne sich in sexuelle Abhängigkeit zu begeben.
Die Entsorgung der monatlichen Hygieneartikel ist ein weiteres Problem der Gemeinde; es gibt keine Müllabfuhr und die ökologisch sehr schwer abbaubaren Binden landen auf die Straßen und erhöhen das bereits existierende Risiko der Verbreitung von Krankheiten und Infektionen.
Daher haben wir uns entschieden ein Pilotversuch in Talek zu starten: Die Herstellung wiederverwendbarer Binden vor Ort und die kostenlose Verteilung an die Mädchen.
Konzept
Für den Pilotversuch haben wir uns entschieden, eine Schneiderei vor Ort zu finden, die in der Lage ist die monatlichen Binden zu nähen. In der Schneiderei Maasai Mara Tailor Shop arbeitet Linet Grace und ihre Mutter. Sie stellen verschieden Textilkleidungen her, unter anderen verkaufen sie auch Schuluniformen für Mädchen.
Der Stoff für die Schneiderei wird in Nairobi bestellt, ebenfalls die notwendigen Knöpfe.
Nach der Fertigstellung werden die Binden zur Praxis Talek Medical Clinic Services gebracht, wo sie von der dort arbeitenden Sozialarbeiterin abgenommen werden und die Schneiderin ihren Lohn bekommt.
Die Hälfte der fertigen Binden wird an die Apotheke gebracht, die restlichen bleiben in der Klinik.
Wenn Mädchen die Praxis besuchen oder in die Apotheke gehen, werden sie von unseren Partnerinnen vor Ort angesprochen. Die Binden werden ihnen gezeigt, den Gebrauch und Pflege erklärt. Die Mädchen erhalten kostenlos die Binde. Bei geeigneter Pflege kann ein Set wiederverwendbarer Binden bis zu zwei Jahre lang halten.